Viele Akzente gesetzt

Es ist keine Zeitenwende. Aber doch ein wichtiger Einschnitt. Für das Bistum Thiès wie für die Partnerschaft mit der Erzdiözese Bamberg. Denn Bischof André Guèye hatte seit seiner Amtseinführung im Jahr 2012 viele Akzente gesetzt. Jetzt ist er zum Erzbischof in der senegalesischen Hauptstadt Dakar ernannt worden. Zu seiner Verabschiedung in Thiès kamen über 5000 Menschen. Mit dabei: fünf Vertreter aus der Partnerdiözese Bamberg um Domvikar Gerd-Richard Neumeier und Weltkirchenreferent Michael Kleiner.
Nahbar, aufgeschlossen, sozial engagiert
Bischof Guèye verkörpert den modernen Typus eines Bischofs. Nahbar, aufgeschlossen und sozial engagiert. In seinem Heimatbistum hat er die diözesanen (Kinder-)Wallfahrten gefördert und sich um eine kooperative Pastoral bemüht. Dies äußerte sich am deutlichsten in der noch laufenden Diözesansynode um Zukunftsfragen des Bistums. Ein großes Anliegen ist dem 58-Jährigen, der selbst aus einfachen Verhältnissen stammt, die Bekämpfung der Armut. Deswegen stärkte er unter anderem den Ausbau von Krankenversicherungen und Sozialstationen gerade auf dem Land. In der Bildung verfolgte er unbeirrt die Idee kirchlicher Angebote vom Kindergarten bis hin zur Hochschule. In allen Projekten und Situationen hat Bischof Guèye immer wieder wirtschaftliches Geschick bewiesen. Umsichtig hat er die Diözese etwa durch die Corona-Krise geführt und konnte dabei einen drohenden finanziellen Kollaps durch seine vielfältigen Kontakte verhindern.
In der Bistumspartnerschaft sind etwa das große Jugendzentrum in Thiès, die Schulgeldpartnerschaft oder die neue („Joseph“-)Stiftung für die Diözese Thiès auf senegalesischer Seite fest mit seinem Namen verbunden. Vor allem aber legte Guèye großen Wert auf Gemeinschaft und Begegnung. Er spricht fließend deutsch beziehungsweise „fränkisch“, wie er schmunzelnd sagt. Regelmäßig ist er in der Erzdiözese Bamberg zu Gast und pflegt vielfältige persönliche Kontakte – nicht nur nach Dankenfeld. Dort war er vor seiner Zeit als Bischof neun Jahre als Urlaubsvertretung tätig.
Mit zwei Koffern nach Dakar
Nur zwei Tage nach der Verabschiedung wurde André Guèye vom Päpstlichen Nuntius in Dakar, Waldemar Stanislaw Sommertag, in sein neues Amt als Erzbischof von Dakar eingeführt. Er habe den Wechsel weder angestrebt noch herbeigesehnt, versichert er glaubwürdig. Was ihn dort genau erwartet, weiß der neue Oberhirte noch nicht genau. Er hatte keine Zeit, sich darauf vorzubereiten. Klar ist, dass das neue Amt noch fordernder sein wird. Das Erzbistum Dakar hat mit 580.000 Katholikinnen und Katholiken rund zehnmal so viel Gläubige wie Thiès. Vor allem aber ist der einzige Erzbischof im Senegal das Aushängeschild aller römisch-katholischen Christen. Er muss, wie er selbst sagt, gegenüber Politik und islamischer Bevölkerungsmehrheit „im Namen aller“ sprechen: „Da ist viel Gelassenheit und Besonnenheit nötig.“
Ohne Wenn und Aber lässt sich Erzbischof André auf sein neues Amt ein. Bis auf zwei Koffer mit persönlichen Dingen verbleit alles andere in Thiès. An seinem neuen Wirkungsort zieht er zunächst in ein Hotel, denn sein Vorgänger hat das Bischofshaus noch nicht freigemacht. Trotzdem ist dem Erzbischof nicht bange. Er setzt auf „die Hilfe meiner Mitarbeiter, aber vor allem die Gnade Gottes und das Gebet und die Unterstützung all meiner Freunde.“
Michael Kleiner