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Wir sind die Weltwärtsfreiwilligen in Thiès

Carolina Bickel (links) und Anna Weber vor dem Bayerischen Haus in Thiès
Datum:
Veröffentlicht: 25.2.22
Von:
Michael Kleiner

Wir, Carolina Bickel und Anna Weber, sind 18 und 20 Jahre alt. Im Schuljahr 2021/22 machen wir einen Weltfreiwilligendienst in der Diözese Thies. Nachdem wir beide die Schule beendet hatten, hat es uns in die Ferne gezogen. Deshalb haben wir uns für einen Weltfreiwilligendienst in unserer Partnerdiözese entschieden. Dieser gibt uns die Möglichkeit eine uns fremde Kultur zu entdecken, eine neue Sprache und neue Menschen kennenzulernen und unseren Horizont zu erweitern.

Leben in einer senegalesischen Familie

Seit September sind wir nun hier in Thies. In den letzten sechs Monaten haben schon einen guten Einblick in das Leben hier in der Diözese bekommen. Wir leben in einer Gastfamilie im Viertel neben der Kathedrale Sankt Anne. Von unserer Gastfamilie wurden wir sehr herzlich und offen aufgenommen und mittlerweile fühlen wir uns hier richtig zuhause. Wir freuen uns sehr, mit so einer tollen Familie zusammenleben zu dürfen. In unserer Freizeit singen wir im Jugendchor der Kathedrale. Wir proben jeden Dienstag- und Donnerstagabend für die Samstagsabendmesse. In dieser singen wir vierstimmige Lieder auf Wolof, Serer und Französisch, die mit der Orgel und den Tamtams (Trommeln) begleitet werden. Außerdem zeigen uns an manchen Wochenenden unsere Mentoren Abbé Ousario und Ferdinand verschiedene Pfarrgemeinden oder nehmen uns zu Festen der Diözese mit.

Während unserem Freiwilligendienst arbeiten wir beide im Collège Saint Gabriel, eine weiterführende Schule, die zum Glück nur ein paar Gehminuten von uns entfernt liegt. Auf der katholischen Privatschule können sowohl Jungen als auch Mädchen ihr Abitur erlangen. Mitte der 1950er Jahre wurde das Collège gegründet und ist seitdem stetig gewachsen, sodass heute ca. 2.800 Schüler*innen hier den Unterricht besuchen. Das Schulgelände ist dementsprechend ziemlich großflächig: In einem sandigen Pausenhof stehen zwischen riesigen Bäumen sieben lange und zum Teil auch mehrstöckige Gebäude, die Klassenräume und ein paar Büros beinhalten. Und fehlen darf natürlich auch nicht der riesige Fußballplatz!

Einsatz an der Schule

Wir beide unterstützen das Lehrpersonal im Deutschunterricht, beispielsweise übernehmen wir Übungseinheiten, bereiten Lektionen vor oder korrigieren Klassenarbeiten. Dabei wachsen wir immer mehr in die Rolle eines Lehrers hinein und gewinnen viele wertvolle Erfahrungen dazu, denn der Schulalltag hier ist mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert, als der in Deutschland. Die durchschnittliche Klassengröße beträgt 50 bis 60 Mädchen und Jungen. Zudem sind die Lehrmittel auf eine Tafel und einige Bücher und Arbeitsblätter begrenzt. Dadurch wird die Wissensvermittlung natürlich erschwert, doch wir geben unser Bestes uns hier gut einzugliedern und unsere Stärken so gut wie möglich einzusetzen. Die Arbeit macht uns beiden sehr viel Spaß, vorallem weil viele Schüler*innen motiviert und offen sind. Doch auch unsere Lehrerkollegen haben uns mit herzlich empfangen und wir sind jetzt Teil der Familie von Saint Gabriel!

Corona kein Thema

Was unseren Arbeitsalltag (zum Glück) nur wenig beeinflusst ist Corona. In der Schule gibt es weder Abstandsregelungen, noch eine Testpflicht oder Home Schooling – Maßnahmen, die in der Theorie sinnvoll, aber hier nicht realistisch umsetzbar sind. Dazu fehlen einfach die Mittel und die Aufklärung. Einige tragen Masken, doch eine feste Anordnung dazu gibt es nicht. Dass sich dann das Virus schnell verbreiten kann ist klar, doch generell wird der Pandemie hier nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie in Deutschland. Corona wird keinesfalls geleugnet, doch die Menschen sehen es vielmehr als eine Grippe, die sich eben jeder Mal einfängt. Auch das wärmere Klima und die junge Bevölkerung begünstigen einen milderen Verlauf der Pandemie. All das hilft also sehr einen relativ normalen (Arbeits-)alltag beizubehalten.

Für uns stehen noch sieben weitere spannende Monate hier in Thies an und wir freuen uns sehr auf die Erfahrungen, die wir noch machen dürfen.