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Zukunft der Bistumspartnerschaft gestalten

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Bamberg - Die Wachablösung ist vollzogen. An der Spitze der Bistumspartnerschaft zwischen Bamberg und Thies stehen seit dem 2. März nicht mehr die „Gründungsbischöfe" Jacques Sarr und Ludwig Schick, sondern eben André Guèye (seit 2013) und nun auch Herwig Gössl. Beide - also Guèye und Gössl - kennen sich schon seit rund zehn Jahren auch persönlich. Sie haben nach ihren Ernennungen 2013 zum Bischof von Thies und 2014 zum Weihbischof von Bamberg gemeinsam den „Einführungskurs für Bischöfe" in Rom besucht, erzählte ein bestens gelaunter André Guèye bei einem Abschiedsabend im Bamberger Bistumshaus St. Otto, zudem die Stabsstelle Weltkirche und der AK Senegal der Katholischen Landvolk Bewegung (KLB) eingeladen hatten. Der Oberhirte aus Thiès hatte die Einführung von Herwig Gössl zum Erzbischof genutzt, um wieder mal die Partner in Bamberg zu besuchen.
Datum:
Veröffentlicht: 14.3.24
Von:
Christina Kastner

Abschiedsabend mit Bischof André Guèye im Bistumshaus St. Otto

Bamberg - Die Wachablösung ist vollzogen. An der Spitze der Bis­tumspartnerschaft zwischen Bamberg und Thies stehen seit dem 2. März nicht mehr die „Gründungsbischöfe" Jacques Sarr und Ludwig Schick, sondern eben André Guèye (seit 2013) und nun auch Herwig Gössl. Beide - also Guèye und Gössl - kennen sich schon seit rund zehn Jahren auch persönlich. Sie haben nach ihren Ernennungen 2013 zum Bischof von Thies und 2014 zum Weihbischof von Bam­berg gemeinsam den „Einführungskurs für Bischöfe" in Rom besucht, erzählte ein bestens ge­launter André Guèye bei einem Abschiedsabend im Bamberger Bistumshaus St. Otto, zudem die Stabsstelle Weltkirche und der AK Senegal der Katholischen Landvolk Bewegung (KLB) ein­geladen hatten. Der Oberhirte aus Thiès hatte die Einführung von Herwig Gössl zum Erzbi­schof genutzt, um wieder mal die Partner in Bamberg zu besuchen.

Bei einem gemeinsamen Mit­tagessen von Gössl und Guèye wurde über die seit 2007 beste­hende Partnerschaft zwischen den beiden Diözesen gespro­chen. Bischof Gueye hat dabei den neuen Erzbischof in den Se­negal eingeladen.

Für Erzbischof Gössl ist der Senegal kein Neuland, hatte er die westafrikanische Diözese doch schon vor einigen Jahren besucht. „Wir haben beim Mit­tagessen darüber gesprochen, wie wir die Partnerschaft ausbau­en können" erzählte Guèye.

Probleme angesprochen

Und unter guten Freunden kann man auch Probleme ansprechen. Das Erzbistum unter­stützt die senegalesischen Part­ner stark finanziell. Doch wie lange dies noch gehen könne, sei ungewiss, informierte Michael Kleiner, der Leiter der Stabsstelle Weltkirche im Erzbistum Bam­berg. Denn die Kirchensteuer- Einnahmen würden in den kom­menden Jahren zurückgehen und dann stelle sich auch die Frage, ob und in welchem Umfang die Zuschüsse aus Bamberg noch fließen könnten. Deswegen sei diskutiert worden in Thiès nach dem Vorbild der Joseph-Stiftung ein kirchliches Wohnungsbauun­ternehmen zu gründen. Die Diö­zese dort besitze in guter Lage ein rund drei Hektar großes Grund­stück. Gleichzeitig sei Thies nun eine „Boom-Region“. Es gebe also Nachfrage nach Wohnraum. Das sei eine Möglichkeit die Ab­hängigkeit des Bistums Thies von Zuschüssen aus Bamberg zu ver­ringern.

Der frühere Diözesanjugendseelsorger und heutige Land­volksseelsorger Detlef Pötzl in­formiert über das seit rund einem Jahr bestehende Jugendhaus (Maison des Jeunes) in Thiès.

Jugendhaus

Bereits seit vielen Jahren, so Pötzl, finde ein Jugendaustausch zwischen Jugendlichen von Burg Feuerstein und aus Thiès statt. In diesem Rahmen sei der Wunsch nach einer „Burg" in Thiès ge­kommen. Mit Geld aus dem Mi­nisterium für wirtschaftliche Zu­sammenarbeit und Entwicklung habe dieses Jugendhaus über Misereor und weiteren Spen­den finanziert werden können, erzählte Pötzl. Nun sei dieses Jugendhaus eben nicht nur ein Treffpunkt, so der senegalesische Priester Abbe Moise Seck, son­dern auch ein Ort an dem sich Jugendliche, unabhängig von ihrem Glauben, weiter qualifizieren können. Eine Erweiterung s aktuell angedacht.

Eine tragende Säule der Bistumspartnerschaft ist das Landvolk. Das ist insofern von großer Bedeutung, da rund 70 Prozent der Bevölkerung im Bistum Thiès in ländlichen Räumen leben. Landwirtschaft spielt eine große' Rolle. Doch im Senegal fällt bis zu neun Monate im Jahr kein Regen.

Um aber ganzjährig Landwirtschaft betreiben zu können sei Wasser nötig, stellte Bischof Guèye fest. In manchen Regionen müsse dafür bis zu 200 Meter in die Tiefe gebohrt werden. Der gegenseitige Austausch zwischen den „Landvölkern" soll daher weiter gepflegt werden. Dies sollte auch gut möglich sein, da auf senegalesischer Seite nun Abbé Patrice Faye, der ehemalig Pfarrvikar von Oberhaid mit der Aufgabe des Landvolkseelsorgers betraut wurde.

Gegenseitige Besuche

Seit der Gründung der Bistumspartnerschaft vor 17 Jahren gab es zahlreiche gegenseitig« Besuche. Zuletzt musste eine offiziell geplante Gruppenreise des katholischen Landvolks abgesagt werden wegen Protesten gegen die Regierung.

Hintergrund war, dass Präsi­dent Macky Sall wohl entgegen der Verfassung überlegte, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Inzwischen, so Bischof Guèye, habe Präsident Sali eingelenkt und einen Verzicht auf eine er­neute Kandidatur bekannt ge­geben. Die Wahlen sollen nun voraussichtlich Anfang Juni stattfinden. Die Lage hat sich nach Einschätzung von Bischof Guèye inzwischen wieder beru­higt. Angst, dass sich der radikale Islam in Senegal ausbreite, habe er nicht, so Bischof Guèye.

Der senegalesische Ober­hirte ist nur wenige Wochen älter als der neue Erzbischof von Bamberg. Gemeinsam verbin­det sie das Hoffnung, dass die Partnerschaft zwischen den bei­den Diözesen noch lebendiger wird.

Christoph Gahlau